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Was ist ein Trauma?

Ein Trauma ist ein Ereignis, das den Menschen physisch und psychisch so überfordert, dass es mit den normalen Bewältigungsstrategien nicht verarbeitet werden kann. Etwas ist zu viel und passiert zu schnell.

Trauma hinterlässt immer eine seelische Verletzung. Es ist das Resultat eines psychophysiologischen Prozesses, bei dem das menschliche Nervensystem mit einer überfordernden Situation so umgeht, dass der Mensch überleben kann.

"Traumatisch heisst soviel wie «emotional überfordernd» und deshalb nicht integrierbar und deshalb so genannt verdrängt und trotzdem das Erleben und Verhalten von nun an wie selbstverständlich beeinflussend". (Schlegel)​

"Traumasymptome entstehen nicht nur durch das traumatische Erlebnis selbst, sondern durch erstarrte Energie, die nach dem Abklingen des traumatischen Erlebnis nicht aufgelöst worden ist. Körper und Seele bleiben in schockiertem Zustand." (P. Levine)

Und: Trauma definiert sich nicht über die Erfahrung, sondern über die individuelle Verarbeitungskapazität eines jeden einzelnen Menschen.

Nach einer traumatischen Erfahrung ist nichts mehr so, wie es vorher war. Die traumatische Erfahrung zeigt uns auf, wie ohnmächtig und hilflos wir waren. Häufig ist das Gefühl der „relativen Sicherheit“ danach zutiefst erschüttert und das Urvertrauen ins Leben scheint verloren gegangen zu sein.

Und noch was ganz wichtiges zum Begriff:

Trauma hat viel mit dem Nervensystem zu tun und ist im Körper abgespeichert. Oft sind traumatische Erfahrungen kognitiv nicht erinnerbar. Dies hat verschiedene Gründe. Einerseits haben wir häufig in einem Alter traumatische Erfahrungen erlitten, in dem unser Gehirn noch nicht genügend ausgereift war, um sogenannte explizite Inhalte (=kognitiv erinnerbare Inhalte) abzuspeichern. Der Hauptgrund ist jedoch, dass der Körper während einer traumatischen Erfahrung von Stresshormonen überflutet wird, welche bewirken, dass die Gehirnregion, welche für das Abspeichern von expliziten Inhalten zuständig ist (Hipocampus), sehr stark eingeschränkt bis ganz abgeschaltet werden. Gleichzeitig werden Hirnregionen, welche implizite Erinnerungen (Emotionen, Körperempfindungen) abspeichern, sehr stark angeregt. Die Folge sind immer wiederkehrende und überschiessende Emotionen, die in Kombination mit einem Gefühl des Kontrollverlustes, Ohnmacht und Hilflosigkeit einhergehen.

Trauma zeigt sich in Traumafolgesymptomen:

  • Überaktivität und Funktionsmodus, Hektik bis hin zu Fluchtreaktionen

  • Verwirrung und Desorientierung

  • Rückzug in sich selbst bis hin zur Erstarrung

  • Angst- und Panikzustände bis hin zu generalisierten Angststörungen

  • Gefühl von Kontrollverlust

  • erhöhte Schreckhaftigkeit

  • innere Anspannung, Unruhe, Reizbarkeit

  • Ohnmachts- und Hoffnungslosigkeitserleben

  • wiederkehrenden Erinnerungen (Flashbacks)

  • dissoziativen Phänomenen: z.B. sich taub fühlen, einzelne Körperteile nicht mehr spüren

  • emotionale Überflutungen und Gedankenkreisen

  • Einengung des Bewusstseins, eingeschränkte Aufmerksamkeit und Konzentrationsstörungen

  • Beziehungsprobleme

  • Selbstverletzungsdrang und anderen dysfunktionalen Verhaltensmuster

  • Vermeidungsverhalten

  • Burnout und das gesamte Spektrum von  depressiven Symptomen

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Wenn du dich jetzt fragst, was Trauma mit Depression oder Burnout zu tun hat, dann komm gerne an meinen Vortrag auf Spendebasis zu diesem Thema.

Beispiel einer traumatischen Erfahrung und Lösen von traumatischem Stress

"Vom Beginn der Zeugung an speichert der Körper alle Erfahrungen, die im Mutterleib gemacht wurden implizit (d.h. in unserer emotionalen Gedächtnis im limbischen System, hauptsächlich in der Amygdala- unserem Angstzentrum). Diese Erfahrungen sind bewusst nicht abrufbar, da unser Gehirn nicht in der Lage ist, diese kognitiv abzuspeichern. Bei der Bewertung von Situationen im Hier und Jetzt, bezieht sich das Gehirn immer auf unsere «Erfahrungsbibliothek». So haben plötzlich auftretende Panikattacken ihre Wurzeln z.B. häufig im Geburtsvorgang, wenn das Baby einen Sauerstoffmangel erlitten hat. Es braucht dann in der Gegenwart nur einen «Auslöser», zum Beispiel Stress und /oder Sauerstoffmangel, um eine Panikattacke auszulösen. Wenn das Geburtstrauma behandelt wird, lernt das Gehirn wo die Bedrohung hingehört. Werden zusätzlich die Auslöser (Trigger) desensibilisiert, reagiert das Gehirn nicht mehr mit der Ausschüttung von Stresshormonen, welche die Panikattacken auslösen." (Irena Brehm)

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Für wen ist somatische Trauma-Arbeit geeignet?

Für alle Arten von Trauma:

- prä- und perinatale Traumatisierungen: z.B. Traumatisierung der Mutter während der Schwangerschaft, Verlust eines Zwillings im Mutterbauch, Notfallkaiserschnitt, Verlassenheit nach der Geburt z.B. durch Operationen oder Behandlung in einem Brutkasten.

- Traumatische Erfahrungen in der Kindheit: Erfahrung von emotionaler, physischer und sexueller Gewalt. Narzissmus, häusliche Gewalt, Misshandlungen und sexuelle Ausbeutung. Tod eines Elternteils oder Geschwister, Krankheiten der Eltern, aktive oder passive Übertragung traumatisierter Eltern auf die Kinder.

- Entwicklungstrauma: Vernachlässigung in der Kindheit führt zu chronischem Stress. Keine nährenden, liebevolle Eltern sondern von Schuldzuweisung und Abwertung geprägte Beziehungen, parentifizierte Kinder.

- Aktuelle Traumatisierungen: Überfälle, Unfälle oder Zeugen eines Unfalles oder Verbrechen. Plötzlicher Tod eines nahen Angehörigen, sexuelle Belästigung, Nötigung, Vergewaltigung. Häusliche Gewalt. Krieg, Flucht. Operationen und lebensbedrohliche Erkrankungen. Naturkatastrophen.

Da ich selber 10 Jahre lang im intensivmedizinischen Bereich und später auch in der Psychiatrie tätig war, nehme ich in der Begleitung und Betreuung von Fachpersonal, welches mit aktuellen Traumatisierungen (erlittene Schocktraumata im Spital oder Psychiatriealltag) konfrontiert wurden, eine besondere Stellung ein. Ich kann mit meinem Erfahrungswissen sowohl den Blick von Seiten des Fachpersonals einnehmen, was mir erlaubt, viel Verständnis und Wissen über (systemische) Zusammenhänge einzubringen und kann gleichzeitig die Rolle einer professionellen Unterstützerin einnehmen. Dies ist insbesondere hilfreich, wenn z.B. die Erfahrung eines unerwarteten Versterbens eines Patienten unter Reanimation oder Gewalterfahrungen in der Psychiatrie gemacht wurden, welche drohen, nachfolgend Traumafolgesymptome bei den Betroffenen hervorzurufen. Wenn das der Fall ist, ist es wichtig, baldmöglichst die nötige Unterstützung zu erhalten, damit die festgehaltene Energie abfliessen und das Körper-Psyche-System von Traumafolgesymptomen bewahrt werden kann. 

Was ist ein Entwicklungstrauma?

Entwicklungstraumata sind häufig versteckter und subtiler in ihrem Wirken als Schocktrauma und finden bisher in unserer Kultur noch nicht die entsprechende Beachtung. Diese Art von Traumatisierung wird oft von Menschen verursacht, die wir kannten und mit denen wir regelmäßig Kontakt hatten. Als Folge findet keine Entwicklung des «wahren Selbst» statt, sondern die sehr frühe Entstehung von Überlebens- und Anpassungsstrategien.

Zwei Gruppen:

Erfahrungen von Vernachlässigung und Verlassenheit: Abwesende Eltern, egal ob körperlich abwesend oder emotional unerreichbar und unzugänglich, zu wenig fürsorglicher Körperkontakt etc. All das, was wir als Kinder gebraucht hätten, um uns gesund zu entwickeln und was wir entbehren mussten.

invasiven Erfahrungen; alles, was von Aussen schädigend in uns eingedrungen ist: Abwertungen, Schläge, ruppiges Verhalten uns gegenüber, Anschreien, Beschämungen, inadäquate Spiegelungen, sexuelle Übergriffe durch unsere Bezugspersonen usw.

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